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Dr. Hugo Fritsche, mein Anfang Dez. 2000 verstorbener Vater,
war seit Nov. 1938 Orthopäde am Leipziger Klinikum von Dr. Schede. Er hatte in
dieser Zeit eine Reserveübung geleistet, wahrscheinlich in der
Sanitäts-Ersatzabteilung 4, Eilenburg, und wurde als Gefreiter der Reserve
entlassen. Als im Jahr 1943 ein Kollege der Klinik, der sich bereits seit Beginn
des Rußlandfeldzugs im Einsatz beim Feldlazarett 642 in der Ukraine befand, um
Ablösung bat, meldete sich mein Vater freiwillig aus dem Kollegenkreis heraus.
Er wurde zur Sanitäts-Ersatzabteilung 4, Eilenburg, einberufen. Seine
Erkennungsmarke hatte die Nr. 15403 - San.Ers.Abtl. 4.
Am 21. August 1943, seinem 35. Geburtstag, trat er dann die Fahrt zum
Armee-Feld-Lazarett (besp) 642 in Snamenka ((Znamenka, Znam’janka) in
der Ukraine an und traf am 25. August dort ein.
Das A.Feldlaz. (besp) 642 war der Armee-Sanitätsabteilung 542
unterstellt, die dem Armeearzt der 6. Armee der Heeresgruppe Süd
unterstand.
Es handelte sich um ein bespanntes
Feldlazarett, das anstatt über von Pferden gezogene Kraftwagen über Sankas verfügte.
Im Feld-Lazarett (besp) 642 wurde er zunächst als Sanitäts-Gefreiter d.R. als
chirurgischer Hilfsarzt unter Oberstabsarzt Dr. Hamann, einem
Augenarzt, eingesetzt.
Die sowjetische Front rückte jedoch auch dort im Süden immer weiter nach Westen
vor und auch die Verbände der deutschen Heeresgruppe Süd mußten sich immer
weiter vor dem Druck der Roten Armee zurückziehen.
Bereits am 23. (oder 25.) September 1943 erfolgte daher die Verlegung des Feld-Lazaretts
(besp) 642 mit Abmarsch über Kirowograd nach „Nowo Alexojoka“ (?,
sicher Novo-Alekseyevka) und später (im Jan. 1944) weiter nach Rybniza
(Ribnitsa; heute in Moldawien) am Dnjestr.
Vom 20. Januar bis zum 17. März 1944 [lt. WASt (Standortkartei): Jan. bis Febr. 1944] war das
Feld-Lazarett (besp) 642 in Rybniza im Einsatz.
Vom 17.03.1944 bis zum 03.04.1944 war mein Vater, bereits zum
Unterarzt d.R. befördert (entsprach dem Rang eines Oberfähnrichs), zum
Lazarettzug 024 abkommandiert. Oberarzt (entsprach dem Rang eines
Oberleutnants) war Dr. König.

Lt. WASt-Auskunft erfolgte der Einsatz des Feld-Lazaretts 642
ab Juli 1944 [lt. meinem Vater vom 6. Mai bis 20. Juni 1944] in Drohobycz
(damals polnisch; heute Drohobyc in der Ukraine).
Als Facharzt für Orthopädie wurde mein Vater vom Feld-Lazarett (besp) 642 zum Kriegs-Lazarett
[Nr. bzw. Reserve-Kriegs-Lazarett Lemberg?] Lemberg (heute L'viv,
Ukraine) als Leiter einer neu eingerichteten orthopädischen Abteilung
kommandiert.
Am 1. Juli 1944 wurde er zum Assistenzarzt d.R. (entsprach dem Rang eines Leutnants)
befördert.
Das Kriegs-Lazarett in Lemberg erhielt (Datum? -> vermutlich spätestens
Anfang/Mitte Juli 1944, da am 23. Juli 1944 bereits die Sowjets Lemberg
erreichten) nachts einen Räumungsbefehl, und im Zuge der schnellen nächtlichen
Räumung vergaß man, ihn zu benachrichtigen, so daß er morgens allein aufwachte.
Er erreichte als einziger noch in der Stadt anzutreffender deutscher Soldat in
Uniform gerade noch den letzten Verwundetentransport am Bahnhof, war dort als
zusätzlicher Arzt hochwillkommen und fuhr mit
nach Krakau. Dort meldete er sich bei der Kriegs-Lazarett-Abteilung
3/591.
Ab dem 02.11.1944 (WASt) gehörte mein Vater zum Stab der Kriegs-Lazarett-Abteilung
591, die dem Armeearzt der Heeresgruppe A (entstanden durch Umbenennung der HGr
Nordukraine, später von HGr A, dann HGr Mitte) unterstand.
Das Kriegs-Lazarett 3/591 (Leichtkranken-Kriegs-Lazarett) in Krakau wurde am 17. Januar 1945 wegen sowjetischer
Luftangriffe über Schweidnitz in Niederschlesien nach Zittau in
Sachsen verlegt. Dort erfolgte ein kurzer Einsatz.
Dann wurde das Kriegs-Lazarett 3/591 nach Aussig im Sudetenland verlegt und es wurde
dort ein Lazarett für 1.000 Verwundete eingerichtet.
In Aussig hörte man am 8. Mai vom Waffenstillstand. Da die Front auch dort nicht
mehr weit entfernt war (sowjetische Einheiten standen wohl bereits in Teplitz)
wurde Befehl zur Räumung des Kriegs-Lazarett 3/591 und zur Verlegung nach Karlsbad gegeben.
Das Kriegs-Lazarett 3/591 in Aussig wurde also am frühen Morgen des 8. Mai 1945 um 2:30 Uhr
von Verwundeten geräumt und nach Karlsbad verlegt. Mein Vater erhielt den
Auftrag, sämtliche Krankenschwestern des Kriegs-Lazarett 3/591 nach Karlsbad vor der
RotenArmee in Sicherheit zu bringen. Mit einem Güterzug fuhren sie bis nach Brüx, wo
sie gegen 5:30 Uhr ankamen. Von dort ging es um 10:30 Uhr auf Straßen weiter
nach Westen nach Komotau. Von Komotau ging die Fahrt mit einem Zug in
zwei Nächten weiter nach Schlackenwerth, und von dort zu Fuß weiter bis
Fischern bei Eger, gegenüber von Karlsbad. Dort kamen ihnen bereits viele
Flüchtlinge entgegen, denn die Rote Armee war bereits in Karlsbad einmarschiert
(6. Mai 1945). Also flüchtete er mit den Krankenschwestern nach Norden in
Richtung der deutschen Grenze. Unterwegs kamen sie durch mehrere Ortschaften
voller roter Fahnen. Sie hatten riesiges Glück, daß sie in dieser Zeit sowohl den
Rotarmisten als auch den unglaublich brutalen Massakern des tschechischen Mobs
entkommen konnten.
Am 12. Mai erreichte mein Vater mit seiner Gruppe über Graslitz die
deutsche Grenze. Dort wurden sie von US-Truppen (87th Infantry Division?) in Empfang genommen, die
Krankenschwestern wurden von ihm getrennt und mein Vater wurde in das
Auffanglager Eger auf dem zerstörten Flugplatz gebracht. Hier waren Tausende
deutscher Soldaten unter freiem Himmel interniert. Es folgten ständige
Vernehmungen durch die Amerikaner. Die Verpflegung war sehr schlecht. Auf Grund
der Witterung brachen Erkältungs- und Durchfallerkrankungen aus. Die Amerikaner
befürchteten Seuchengefahr und begannen am 19. Juni mit Entlassungen.
Mein Vater wurde am 22. Juni mit einem Freistellungschein nach Asendorf
entlassen. Er hatte damit erneut riesiges Glück, denn die Amerikaner übergaben
das Lager Eger, wie auch andere Lager, wenig später den Sowjets. Der Transport erfolgte auf einem US-LKW über Erfurt bis Naumburg, wo
der Fahrer nicht mehr weiterfahren wollte. Es war 22 Uhr.
Am 23. Juni fuhr mein Vater um 5 Uhr mit einem Zug weiter über Teuchern und
Weißenfels nach Halle. Von dort aus fuhr er weiter nach Eisdorf zu Verwandten,
wo er aufgenommen und gut bewirtet wurde (was ihm nach dem Aufenthalt im Lager
Eger aber schlecht bekam ..). Schließlich kam er zuhause in Asendorf an.
Dort verlor mein Vater durch Diebstahl (es waren viele Flüchtlinge auch in Haus
und Hof seiner Eltern untergebracht) seine Entlassungspapiere und 1.000 RM
Entlassungsgeld. Sein Vater, Bürgermeister in Asendorf, wies ihn darauf hin, daß
er sich Ersatzpapiere bei der amerikanischen Verwaltung in Eisleben besorgen
könnte. Am 26. Juni erhielt mein Vater mit Hilfe seiner Frau, die als
Dolmetscherin bei einer amerikanischen Dienststelle in Halle arbeitete, den
Passierschein No. 074241.
Am 2. Juli fuhr er nach Eisleben, um sich bei der amerikanischen
Militärregierung auch einen neuen Entlassungsschein ausstellen zu lassen. Die
Amerikaner hatten Eisleben jedoch bereits geräumt und die Sowjets wurden
erwartet.
Am 3. Juli beobachtete mein Vater, daß völlig abgerissene sowjetische Truppen
von Halle aus nach Westen marschierten.
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